Ich würde ja sagen, Wüstensand kann ganz schön heiß werden, aber er ist ein Scheiß gegen Étienne. Und damit habe ich zumindest schon mal meinen Lieblingsprota geoutet, denn ja, ich steh einfach auf die bösen Jungs. Wobei böse nicht wörtlich zu nehmen ist, aber Étienne ist provokant, arrogant und dominant. Auf eine Weise, dass ich schlicht und ergreifend dahinschmelze. So, nun aber erstmal genug Groupie-Modus.
Ich liebe ja grundsätzlich Sveas Geschichten, weil sie es schafft, sowohl die Atmosphäre eines Ortes als auch die zwischen den Figuren so spürbar zu machen, dass man denkt, man wäre mittendrin. Ich hatte so viele Gänsehautmomente beim Lesen und viele davon hatten absolut nichts mit Erotik zu tun, obwohl die natürlich auch nicht zu kurz kommt. Gerade Dubai hat sie herrlich eingefangen und ich wäre gern noch etwas länger dort geblieben oder hätte Julian und Étienne einmal dort gemeinsam erlebt.
Die delikaten Szenen (Achtung Spoiler: das darf man hier durchaus doppeldeutig verstehen) sind nie vulgär, sondern immer sehr ansprechend beschrieben, ohne dabei albern-blumig zu werden. Oder anders gesagt, die beiden Kerle nennen die Dinge beim Namen und sind ziemlich experimentierfreudig. Aber dass Svea Erotik kann, dürfte spätestens nach F***ing Real wohl außer Frage stehen.
Gerade die Bereitschaft, Grenzen auszutesten, ist allerding etwas, das Julian und Étienne einmal fast zum Verhängnis geworden wäre. Letztlich hat es sie aber nur noch intensiver aneinander gebunden, weshalb es nicht verwunderlich ist, wie schnell die beiden wieder aufeinander reagieren. Trotzdem bleibt Étiennes Verschwinden als wunder Punkt, mit dem er Julian das Herz gebrochen hat und solche Wunden heilen nur langsam und schwer.
Julian ist ein sanfter, aber absolut kein schwacher Charakter. Er ist sowohl Gegengewicht zu Étienne, als auch diesem ebenbürtig. Julian ist sympathisch, geht in seinem Job als Schönheitschirurg auf und wirkt im direkten Vergleich mit dem zuweilen dekadent erscheinenden Étienne fast schon zurückhaltend. Ein bisschen Everybodys Darling. Dennoch würde ich ihn in der Beziehung der beiden nicht als devot bezeichnen. Mir persönlich gefällt es sehr gut, dass trotz gewisser Spielchen kein typisches Machtgefälle zwischen den beiden herrscht, auch wenn man in einzelnen Szenen (auch außerhalb des Schlafzimmers) immer wieder spürt, wie bedeutsam Kontrolle für Étienne ist und wie gern Julian diese an ihn abgibt.
Die Hintergründe für Étiennes Verhalten treten erst nach und nach zutage, obwohl man relativ zeitnah eine Ahnung bekommt. Trotzdem hab ich mich lange gefragt, warum er das mitgemacht und nicht aufbegehrt hat, was auf den ersten Blick eher zu seinem Charakter gepasst hätte. Aber er ist eben nicht nur stark und rebellisch, sondern auch in gewisser Weise berechnend und cool genug, um den richtigen Moment abzuwarten und sich bis dahin in Geduld zu üben. Auch da kommt eben wieder sein Bedürfnis nach Kontrolle zum Ausdruck, denn sich selbst unter Kontrolle zu haben ist für Étienne noch wichtiger, als Situationen oder andere Personen zu kontrollieren. Am Ende konnte ich ihn jedenfalls verstehen, auch wenn ich ihn zwischenzeitlich einige Male schütteln wollte.
Ein bisschen vorhersehbar war die Sache mit dem vermeintlichen Kunstfehler. Und mir auch etwas zu unspektakulär aufgelöst. Da hätte etwas mehr draus gemacht und mehr Spannung/Konflikt aufgebaut werden können. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Ich durfte jedenfalls wieder einmal feststellen, wie sexy abgebrüht so ein Anwalt sein kann. Da kamen Erinnerungen an Ella Franks Temptation-Reihe auf, wobei ich allerdings sagen muss, dass Ella stilistisch noch einiges von Svea lernen könnte.
Absoluter Eyecatcher ist natürlich das Cover, und ja, genau so hatte ich mir Étienne vorgestellt. Am liebsten würde ich ihn packen und ausziehen ... äh rausziehen. Aus dem Cover.
Fazit: Wer Sveas Romane kennt und mag, der kommt an Limits of Law sowieso nicht vorbei. Wer noch nie ein Buch von ihr gelesen hat, aber Gay Romance mit dem gewissen Etwas liebt, der sollte spätestens hier zugreifen. Und danach am besten mit den anderen Büchern weitermachen. Und als kleiner Insider: Limits of Law ist ein cooler Titel und zweifellos passend, aber für mich wird der Roman immer Habibi bleiben. Wer wissen will, warum, findet die Antwort beim Lesen.
P.S.: Sehr gelungen fand ich auch die kleine Verbindung zu Shattered Crescent durch die Rennpferdezucht von Étiennes Eltern. Übrigens auch ein Roman, den man unbedingt gelesen haben sollte.
Ich kann dem Titel nur zustimmen, denn die wunderschön romantische Geschicht um Nik und Tanner fühlt sich tatsächlich wie ein endloser Sommer an. Herb-süß wie eine gute Schokosahnetorte in einem ordentlichen Münchner Kaffeehaus, sahnig wie Vanille-Softeis und prickelnd wie Prosecco. Komischer Vergleich? Mhm … vielleicht. Aber nachdem ihr das Buch gelesen habt, werdet ihr verstehen, was ich meine.
Nik und Tanner sind zwei absolut gegensätzliche Charaktere, bei denen man erstmal denkt, das kann doch niemals gutgehn. Nik kannte ich schon aus einem von Sveas Polizeiromanen, Tanner war gänzlich neu für mich, aber ich bin schnell mit seiner Figur warm geworden. Was ich toll finde, ist dass er nicht so ein Mr. Perfekt ist. Das macht ihn ungemein sympatisch. Er ist eher der Typ Knuddelbär, dabei ein bisschen tolpatschig, manchmal hatte ich Winnih Puh im Kopf, wenn etwas nicht ganz so geklappt hat, wie gedacht. Nik ist hingegen stylisch, achtet als Hairstylist insgesamt auf sein Äußeres und ihm scheint immer alles zu gelingen. Er besitzt diese Leichtigkeit, ohne oberflächlich zu wirken. Von Anfang an merkt man das Kribbeln zwischen den beiden, als sie sich auf einer Party begegnen, obwohl beide auch ein bisschen skeptisch sind, aber für einen One-Night-Stand passt es allemal. Nur dass daraus dann unverhofft das Abenteuer ihres Lebens – oder vielmehr: eines Sommers – wird.
Jetzt hab ich vor lauter Schwärmerei doch fast vergessen, zu erzählen, worum es überhaupt geht. Also von vorne: Tanner ist ein liebenswerter, tapsiger Bär, der seine (Stief-)Geschwister vergöttert und immer hinter allen anderen zurücksteckt. Familie, Freunde, Job … sein Pflichtbewusstsein ist fast schon wie ein Gefängnis. Zum Glück ist da erstens sein verrückter bester Freund Donovan und, auch wenn es seltsam klingt, hier von Glück zu reden, verliert er zweitens seinen Job. Durch Donovan und dessen spontanen Männertrip nach New York lernen sich Tanner und Nik überhaupt erst kennen. Und nachdem Tanner seinen Job verliert, beschließt er, seine Oma in Bayern zu besuchen … und wo er schonmal in Deutschland ist, auch Nik, der nach knapp zwei Jahren Job in New York auch wieder nach Hause zurückgekehrt ist. Eigentlich soll es nur eine lockere Urlaubsromanze werden, ohne jede Verpflichtung. Spaß haben und den Sommer genießen. Aber mit jedem weiteren gemeinsamen Erlebnis fällt es beiden schwerer, an das unweigerliche Ende des Sommers und Tanners Heimkehr nach Amerika zu denken.
Meine Lieblingsfigur ist Oma Gertrud. Was hab ich geschmunzelt, wenn sie auf der Bildfläche auftraucht. Sie ist einerseits keine typische Oma, andererseits ist sie aber auch wieder genau das, so wie sie mit Tanner umgeht.
Was unterscheidet die Story nun von typischen Sommerromanzen? Einerseits eben, dass Tanner wie gesagt kein typischer Beachboy mit perfektem Body ist, dem niemals ein Fehler unterläuft. Und auch Nik hat seine Schwachstellen, die ihn authentisch und liebenswert machen. Die Story beinhaltet auch einen gewissen Ernst, weil für beide Männer einiges im Leben im Umbruch ist und das, was sich zwischen ihnen anbahnt, allerhand Hindernisse mit sich bringt. Als Leser lerne ich beide Figuren praktisch in demselben Tempo kennen, wie sie einander, was die Verbindung zu ihnen verstärkt. Es ist eine emotionale Achterbahnfahrt, stellenweise sehr sinnlich aber oft auch einfach lustig, was Tanners Tollpatschigkeit ebenso geschuldet ist, wie Niks Leichtigkeit.
Was mich sehr beeindruckt hat, ist die Tatsache, dass man dem Roman nicht im Mindestens anmerkt, von zwei Autorinnen geschrieben worden zu sein. Die Story wirkt durchgehend wie aus einem Guss. Vielmehr verleiht die Tatsache, dass Christiane Tanners Part und Svea Niks Part übernommen hat, den beiden Männern eine wunderbare Individualität. Gleichzeitig greifen sie sehr schön ineinander, wachsen mit- und aneinander.
Von mir eine klare Leseempfehlung für diesen Sommer. Ach ja, und bei Gelegenheit muss mir Svea unbedingt verraten, wie sie es geschafft hat, Nik - einen eigentlich fiktiven Charakter - aufs Cover zu bekommen. Denn das ist so 100% der Typ, den ich beim Lesen vor Augen hatte. ;-)
Tanya Carpenter Autorin
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